1.) Alle mit Brettchen gewebten Bindungen entstehen nicht aus einem einfachen auf und ab der Kettfäden, sondern immer aus einer Drehung. Die Fäden vertauschen die Seite, alle Fäden eines Brettchens bilden mehr oder weniger eine Kordel. Die bei dem Seitenwechsel entstehenden Diagonalen (nach links bzw. nach rechts) bilden die Grundlage sämtlicher Muster. Auch bei Bindungen, die nicht zu einer vollständigen Verdrehung der Kettfäden führen, wie z. B. bei der sogenannten Köperbindung oder bei Bindungen mit langen Flottierungen, ist dies der Fall. Der Seitenwechsel der Kettfäden ist das wesentliche Unterscheidungsmerkmal von Brettchengeweben zu anderen Gewebearten.
2.) Eine Änderung der Drehrichtung innerhalb der Kordel kann auf verschiedenerlei Weise vorgenommen werden:
Zum einen durch vor- bzw. zurückdrehen der Brettchen, gruppenweise oder einzeln, wie es von manchen Weberinnen, die historische Gewebe nacharbeiten, praktiziert wird; dies hat den Vorteil, daß man mit relativ dicken Brettchen arbeiten kann, die alle gleich ausgerichtet sind. Der unbestreitbare Nachteil ist, daß es sehr schwierig ist, zu erkennen, wo man sich im Muster gerade befindet, bzw. welchen Schritt man gerade hinter sich hat.
Zum andern durch Anordnen der Brettchen in zwei oder mehr Blöcken, die in verschiedenen Richtungen gedreht werden, und zwischen denen die Brettchen hin- und hergeschoben werden; dies ermöglicht bei ausreichender Konzentration ein recht flottes Arbeiten. Auch dabei stellt sich jedoch bei nachlassender Konzentration sehr häufig das Problem ein, daß man nicht mehr weiß, in welche Richtung man gerade gedreht hat.
Die dritte Möglichkeit, die ich uneingeschränkt empfehlen möchte, ist das Drehen der Brettchen um ihre eigene Achse. Alle Brettchen werden immer vorwärts gedreht. Kein Brettchen verläßt seinen Platz (Muster mit überhobenen Brettchen ausgenommen). Die Stellung der Brettchen zu den Kettfäden läßt sehr leicht erkennen, in welche Richtung die oben erwähnten Diagonalen verlaufen. Anhand der Musterzeichnung kann man direkt den Einzug ablesen. Da nur Vorwärtsdrehungen stattfinden, ist es beim Auftreten von Fehlern recht leicht, zumindest den vorhergehenden Zustand wiederherzustellen.